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Umwidmungspläne liegen auf (Umwelt)

Bloms, Freitag, 06. November 2009, 00:37 @ Treibsand

Wie Sie sehen, interessiert das weder unsere Gemeindeverantwortlichen, noch hat sich wer über diese wichtigen Fragen Gedanken gemacht. Kosten interessieren Politiker nicht. Übrigens wurde die Problematik schon im Juni unter dem Thema "ORG-Vergrößerung" im Forum angesprochen.

Natürlich wird es nicht billig, auf dem Areal des Biotops Strandbad zu bauen. Jeder vernünftige Bauherr würde dieses Baugrundstück meiden wie der Teufel das Weihwasser.

Wobei die wasserwirtschaftliche Rahmenverfügung das kleinere Problem darstellt, da ein Wasserschongebiet nur im zentralen Marchfeld besteht (bei uns nur vorsorgender Gewässerschutz). Bezüglich der Qualität des Schüttmaterials können Sie sich an der Deponieverordnung orientieren. Baurestmassen/Bauschutt sind sicher nicht zulässig, wohingegen Bodenaushub erlaubt wäre. Und Bodenaushub steht durch das Bauvorhaben ORG in großem Ausmaß zur Verfügung. Laut dem Architekten-Konzept soll bekanntlich die Sporthalle zur Hälfte unterirdisch gebaut werden, und ich nehme an, auch das ORG-Gebäude wird ein Kellergeschoß aufweisen. Das sollte somit nicht das Problem sein.

Das viel größere Problem ist der hohe Grundwasserspiegel und das neue Biotop im Nahbereich der Untergeschosse der neuen Bauwerke.

Wie Sie der ausschnittsweisen Karte des hydrographischen Dienstes der maximalen Grundwasserhöchststände HGW100 unten entnehmen können liegt das Biotop in einer Zone mit einem minimalen Grundwasserabstand < 2 m (rot) zum Geländeniveau (gelb > 2 m <= 4 m, grün > 4 m).


[image]

Wie den Medien vor einigen Monaten zu entnehmen war, stieg der Grundwasserspiegel bedingt durch die hohen Niederschläge vor Kurzem wieder auf Rekordhöhe. Im nahen Seyring/Gerasdorf standen die Keller zahlreicher Hausbesitzer unter Wasser, und auch die Marchfeldkanalgesellschaft veröffentlichte auf ihren Internetseiten hohe Grundwasserstände im Bereich Deutsch-Wagram.

Und ohne permanent hohe Grundwasserstände im Bereich Strandbad gäbe es logischerweise kein Biotop, da dieses vom Grundwasser gespeist wird.

Selbst wenn man einen mittleren Grundwasserspiegel von ca. 3 m unter Niveau annehmen würde, wären die Untergeschoße von Sporthalle und ORG noch immer betroffen, und müssten mit erheblichem Aufwand in wasserdichter Ausführung hergestellt werden. Was erhebliche Mehrkosten und lebenslange bauphysikalische Probleme für die Bauwerke verursachen würde (Wassereinbrüche können nie zu 100 % ausgeschlossen werden). Wobei die Annahme von 3 m Abstand ohnehin nur hypothetisch ist. Das Risiko einer Kellerüberflutung kann man eventuell noch bei einem Einfamilienhaus eingehen, bei einer Sporthalle oder ORG käme dies einer Katastrophe gleich.

Weitere Probleme und Mehrkosten ergeben sich, wenn Keller, Fundamente oder sonstige Bauteile unter dem aktuellen Grundwasserspiegel errichtet werden müssen. Dann müssen Pumpbrunnen gebaut werden und der Grundwasserspiegel müsste während des Baues durch sehr starke Pumpen abgesenkt werden. Bei durchlässigem Boden (wenn man dem Wasserandrang nicht mehr herr wird) müssen zur Abdichtung rund um die Baustelle zusätzlich noch Spundwände geschlagen werden. Beim Rammen dieser Stahldielen in den Boden werden sämtliche Gebäude in der Umgebung wackeln. Zusammen mit den durch die Grundwasserabsenkungen entstehenden Setzungen können Schäden an den umgebenden Bauwerken entstehen. Wobei abschnittsweise Spundwände bei diesem Bauvorhaben als Baugrubensicherung auf jeden Fall, aufgrund der geringen Abstände zu den Bauwerken der Nachbarschaft, erforderlich werden.

Beim Absenken des Grundwasserspiegels durch Pumpen entsteht ein weiteres Problem. Wohin mit den Wassermassen? Man benötigt also eine Einleitungsmöglichkeit (Vorfluter, große Sickerschächte) in der näheren Umgebung, andernfalls werden teuere, lange Leitungen (bis zum Rußbach?) erforderlich.

Nächstes Problem: Bekanntlich war das ganze Areal einmal das Strandbad. Eine viele Meter tiefe ehemalige Schottergrube. Das heißt, man baut auf einer viele Meter hohen künstlichen Anschüttung, die meist setzungsempfindlicher ist, als gewachsener Boden. Abgesehen von den Überraschungen die noch beim Bodenaushub blühen könnten. So mancher Deutsch-Wagramer berichtet von den abenteuerlichsten Funden beim Kelleraushub.

Weitere Mehrkosten werden durch die erforderliche Abschirmung der bestehenden Schulen entstehen. Um die Schüler nicht zu gefährden, müssten provisorische Wände in großem Umfang errichtet werden.

Ob diese Mehrkosten bei den Baukosten berücksichtigt wurden, ist eher unwahrscheinlich. Oder anders ausgedrückt, die möglichen Mehrkosten sind praktisch gar nicht abschätzbar. Und bei allen öffentlichen Bauvorhaben (von Autobahnen bis Schulen) werden die Baukosten tendenziell zu niedrig angesetzt, um sie leichter beschließen zu können.

Wir werden hier ein Paradebeispiel an politischer Planlosigkeit und Geldverschwendung miterleben dürfen. Fehlende Bedarfsanalyse (angeblich werden bereits Klassen mit 12 und 13 Schülern geführt), fehlende Standortanalyse und miserabler Baugrund, werden enorme Mehrkosten verursachen. Genau diese, seit Jahrzehnten durch Fehlplanungen bei vielen öffentlichen Projekten unnötig verursachten Mehrkosten fehlen heute im Bildungsbereich (wie die Uniproteste belegen).

Energie(effizienzs)technisch ist natürlich die nahezu Nord-Süd-Ausrichtung des ORG auch völlig falsch. Um möglicht viel Sonnenenergie einzufangen, sollten Gebäude in Ost-West-Richtung ausgerichtet werden.

Conclusio: Standort Strandbad ist eine komplette Fehlplanung.

Eine wasserrechtliche und naturschutzrechtliche Bewilligung sollte alleine aus Gründen der Logik, vor einer Umwidmung eingeholt werden.

Wasserrechtlich bewilligungspflichtig sind:

http://www.noe.gv.at/Umwelt/Wasser/Teiche-und-Biotope/teiche_recht.wai.html

 

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